REZENSION: „Die Hofgärtnerin-Frühlingsträume“


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„So hatten sich ihre Gefühle (…) verändert wie die Farben der Lindenblätter. Es war ein schleichender Prozess (…) und doch war von dem satten Grün ihrer anfänglichen Gefühle nichts mehr übrig. Erst hatte es nur kleine Sprenkel gegeben, aber schließlich hatten sie sich über leuchtendes Gelb in ein nüchternes Braun gewandelt. (…) nur noch das Gerüst des Blattes war übrig geblieben-bevor es gänzlich zerfiel.“ (Die Hofgärtnerin-Frühlingsträume, s. 510)

Die Hofgärtnerin-Frühlingsträume

Oldenburg, Ende des 19. Jh.: Warum darf Marleene nicht in der Hofgärtnerei arbeiten? Ihr sehnlichster Wunsch seit Kindertagen wird ihr immer wieder verwehrt und so muss sie widerwillig als Stubenmädchen im Hotel Holthusen arbeiten. Der Hungerlohn, den sie dafür verdient, macht sie genauso wenig glücklich wie die Arbeit. Als einer der Gäste Marleene jedoch aufdringlich wird und die Besitzerin sich weigert, die junge Frau zu schützen, reicht es Marleene und sie kündigt. Kurzerhand schmiedet Marleene einen ebenso gewagten wie gefährlichen Plan: Sie schneidet sich die Haare, gibt sich als Junge aus und beginnt in der Hofgärtnerei als „Marten“ eine Lehre. Doch der Weg ist steinig, jeder Tag eine Herausforderung-und dann droht ihre Maskerade auch noch aufzufliegen…

Der Leser folgt der Geschichte von Marleene gebannt und blättert die Seiten viel zu schnell um. Die Lage der Frauen zu dieser Zeit wird sehr gut und genau recherchiert den Lesern entgegengebracht. Oft wurde ich fast wütend, wenn ich lesen musste, was Marleene alles durchmachen musste. Umso schöner waren dann die Reden der jungen Dorothea, die es „wagt“ ihre Situation zu hinterfragen: 

„,Das eine bedingt das andere. Jungen kriegen eine bessere Schulbildung, es steht gar nicht erst infrage, ob sie arbeiten werden, während Frauen sich das erkämpfen müssen. Doch selbst wenn sie das geschafft haben, kriegen Männer zuerst die Anstellung, wenn sich beide auf die gleiche Stelle bewerben. Warum? Da stets Männer die Chefs sind! In allen Firmen und in der Politik sowieso. Es entsteht also ein ewiger Kreislauf, und wir haben schlichtweg keine Möglichkeit, an diesen künstlich geschaffenen Strukturen irgendetwas zu ändern.(…)Die Frau wird künstlich klein gehalten, denn wer sich diese Regeln ausgedacht hat, sind Männer.‘“ (s. 396)

Der Roman wird von verschiedenen (zumeist sehr liebenswerten) Charakteren und Figuren erzählt, in die man sich leicht reinversetzen kann. Schon nach ein paar Seiten hat man das Gefühl, man wäre mit Marleene, Julius, Bruno oder Frieda sein Leben lang befreundet. Auch die Vorgänge im Garten werden ausführlich und detailliert beschrieben, sodass man ganz zufällig nebenbei noch was lernt.

FAZIT: „Die Hofgärtnerin-Frühlingsträume“ ist (wie der Name schon sagt) eine wunderbare Frühlingsgeschichte, die einem den Duft von Flieder und frischem Grün in die Zimmer holt. Da man nur so durch die Seiten fliegt und sofort zum nächsten Band greifen will, eignet sie sich perfekt für lange Regentage oder (wie in meinem Fall) für eine anhaltende Erkältung. Das Buch schließt man auf keinen Fall ohne ein Lächeln auf dem Gesicht.

 

Viele Grüße und schöne Pfingsten! 📚🪻🌺💐

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