Rezension: „Altes Leid - Ein Fall für Ida Rabe“


+++unbezahlte Werbung, da selbst gekauft und keine Gegenleistung des Verlages+++


„Aber keine will was sagen, weil ihr Leben dann erst recht vorbei ist.“


Altes Leid
Für die Polizistin Ida Rabe könnte ihre neue Arbeitstelle im verruchten St. Pauli nicht schlechter anfangen: In einem Kellerraum ohne auch nur ein Bisschen Wärme, kaum Licht und ohne Papier muss sie sich mit der schüchternen, durch gute Beziehung zur Stelle gekommenen Heide Brasch ihre Arbeit teilen. Und als ihr eine Diebstahlserie an Frauen auffällt, will keiner dem Fall nachgehen, obwohl die junge Frau größeres hinter den Angriffen vermutet. Und ihre Vermutung bewahrheitet sich schneller als ihr lieb ist: als eine brutal zugerichtete Frauenleiche mitten im Wald aufgefunden wird, reicht es Ida. Gegen die Regeln und mit der Unterstützung des Gerichtsmediziners Ares Konstantinos beginnt sie zu ermitteln und stellt fest: in Hamburg geht ein Monster um. Um es zu fassen, kommt Ida ihm nahe-und ihrer alten Vergangenheit, eine Zeit, welche die Gegenwart zerstören könnte…

Ich bin mit riesigen Erwartungen in diese Geschichte gegangen, zumal es meine liebsten Genres vereint: historischer Roman und Krimi. Und, was soll ich sagen, keine einzige wurde enttäuscht. Ich war von Anfang an mitten drin, die Geschichte packt den Leser mit den ersten Worten. Teilweise habe ich wirklich den Atem angehalten oder vor Spannung angefangen zu reden (was mir sonst nie passiert) und ich wollte dieses Buch verschlingen, am besten mehr als einmal. Lea Stein (Pseudonym für die Autorin Kerstin Sgonina) schreibt in diesen Krimi, welcher im Frühjahr 1947 spielt, mehr rein als in jeden anderen Hamburg-Roman den ich bisher gelesen habe. Alles, wirklich alles, ist höchst genau recherchiert und wird einem lebhaft vor Augen gestellt, ohne überzeichnet oder übertrieben zu wirken. Auch die Fremdbestimmung der Frauen wird in diesem Buch sehr gut wiedergegeben. So versuchen beinahe alle Polizisten oder Ärzte die Vergewaltigungen als halb so schlimm dar, nennen es Notzucht und behaupten, ein bisschen Widerstand macht doch keine Frau zum Opfer. Jedoch muss sich Ida nicht nur gegen Männer, sondern auf Frauen behaupten: während ihre englische Vorgesetzte sie sich am liebsten von der Stelle wegwünschen würde, tut auch ihre Kollegin einiges dafür, dass jeder Tag zur Zerreißprobe wird.
Fazit: „Altes Leid“ ist ein gelungener Kriminalroman, dem es nicht an Spannung fällt. Lea Stein erzählt aber nicht nur eine gute Detektivgeschichte, sondern legt die Karten in jeder Hinsicht auf den Tisch, sei es in der Sexualisierung der Frauen, der Lage der Kinder und Jugendlichen oder auch mal, dass nach dem Krieg eben nicht alles „heile Welt“ war, wie man es bei anderen Romanen denken kann. Lage und Geographie werden ausführlich genug beschrieben, um den Lesern ein Kopfkino anzuschalten. Mit anderen Worten: ich freue mich schon auf die Folgebände „Alte Schuld“ und „Alter Zorn“.


Viele Grüße 📚

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